Führungsstil und Führungsleistung haben einen wesentlichen Einfluss auf den Unternehmenserfolg. Führung sollte daher wie andere Erfolgsfaktoren in einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess einbezogen werden. Ohne eine möglichst objektive Beurteilung der Führungsleistung ist eine Weiterentwicklung der Management- bzw. Führungskompetenz jedoch kaum möglich.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer guter Gründe für den Einsatz eines Führungskräfte-Feedback-Systems:
Rund drei Viertel der Fach- und Führungskräfte können ihr Verhalten und ihre Kompetenzen nicht richtig einschätzen. Durch das Feedbacksystem erhalten sie die notwendigen Informationen aus ihrem Umfeld, um auf dieser Grundlage ihre persönlichen Stärken und Schwächen objektiver einschätzen und gezielt daran arbeiten zu können.
Die Personalentwicklung erhält einen Status quo über den Entwicklungsstand und -bedarf des Gesamtunternehmens, der einzelnen Bereiche und Abteilungen und kann auf dieser Basis konkrete Entwicklungsmaßnahmen konzipieren und umsetzen.
Die Führungskräfte sind für die wesentlichen Führungsgrundsätze sensibilisiert, die Unternehmens- und Führungsleitlinien sind im Unternehmen manifestiert.
Die Durchführung eines Feedbacks dokumentiert die Relevanz der Führungsleistung für das Unternehmen und erhöht unmittelbar den Umsetzungsdruck für Verbesserungen bzw. positive Verhaltensänderungen bei den betroffenen Führungskräften.
Regelmäßiges Monitoring zeigt den Erfolg der Verbesserungsmaßnahmen.
Das Unternehmen, insbesondere die Unternehmensleitung, erhält ein Steuerungsinstrument für ihr Führungsteam. Die Ergebnisse können auch in bestehende Kennzahlensysteme (z.B. BSC) integriert werden.
Führung ist eine Kombination aus Persönlichkeit, Verhalten und Ergebnissen, die notwendig sind, um bestimmte Ziele zu erreichen. Während Verhalten erlernt und verändert werden kann, sind Persönlichkeitsmerkmale kaum (mit vertretbarem Aufwand) veränderbar. Zudem zeigen Studien, dass Persönlichkeitsmerkmale ebenso wie Führungsstile praktisch keine Relevanz für den Erfolg als Führungskraft haben. Um sinnvolle Empfehlungen für eine erfolgreiche Führungspraxis ableiten zu können, sollten daher Kompetenzen, definiert als realistische, zielorientierte Verhaltensbeschreibungen, gemessen werden, die einen empirisch nachweisbaren Einfluss auf den Unternehmenserfolg haben.
Die Grundidee des 360°-Feedbacks ist die Einbeziehung aller Anspruchsgruppen in die Beurteilung. Anstelle der weit verbreiteten Einzelbeurteilung einer Führungskraft durch einen einzelnen Vorgesetzten tritt die gesammelte Erfahrung des sozialen Umfeldes über erlebte Verhaltensweisen, persönliche Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten. Dadurch werden die Auswirkungen einzelner, ggf. ungenauer oder vorurteilsgeleiteter Bewertungen minimiert. Der sehr subjektive Beurteilungsprozess wird durch die Multiperspektivität fairer und objektiver. Beim 360°-Feedback werden daher folgende Personen mit analogen Fragen zur Führungskraft befragt: Feedbacknehmer (Selbsteinschätzung der Führungskraft), direkter Vorgesetzter, ausgewählte Kollegen der gleichen Hierarchieebene und direkt geführte Mitarbeiter.
Jörg Rademacher
Diplom-Kaufmann
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